Die Wartezeit auf Fußball mit den Stadionrebellen von Kai Tippmann verkürzen

So bleibt vielen nur die Hoffnung, alsbald wieder die Spiele ihrer Lieblingsmannschaft miterleben zu dürfen. Endlich wieder in der Kurve stehen und das eigene Team unterstützen zu können, die einzigartige Atmosphäre spüren, die den Fußball und die Fankultur ausmachen. Bis es soweit ist, bleiben den Fans nur die eigenen Erinnerungen an bessere Zeiten und vielleicht auch die Zeit, um sich das eine oder andere Buch über Fußball, Fankultur und Ultras vorzunehmen.


Kai Tippmann bietet in Stadionrebellen einen Einblick in die italienische Fankultur


Eine gute Gelegenheit sich einmal näher mit dem italienischen Fußball und dessen Fankultur zu befassen, bietet das Werk ‚Stadionrebellen – Eine Geschichte der italienischen Ultrabewegung‘. Bereits 2017 ist Original von Autor Pierluigi Spagnolo in italienischer Sprache erschienen und es wurde unglaublich gut von den Lesern in Italien aufgenommen. Immer wieder tauchte der Titel in den Bestsellerlisten des Stiefelstaates auf. Gerade weil es sich bei dem Werk um kein Krawallbuch handelt, in dem nur auf ‚dicke Hose‘ gemacht wird. Viel mehr gibt es einen ehrlichen Einblick in eine Subkultur, der bisher vielen verschlossen geblieben ist.



„Die Stadionrebellen sind ein spannend geschriebener Abriss von mehr als 50 Jahren Geschichte der Ultras in Italien. Ultras gibt es ja mittlerweile auf der ganzen Welt, da könnte es für den einen oder anderen interessant sein zu lesen, woher das Phänomen stammt, das hunderttausende Menschen elektrisiert. Es ist ja nicht so, dass es sich tatsächlich um die ‚50 Gewalttäter, die sich nicht für den Sport interessieren‘ handelt, wie es die Medien so schön umschreiben, sondern um eine Subkultur, die sich aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammensetzt und eine ganze Reihe äußerst positiver Aspekte mitbringt“, gibt Kai Tippmann in einem Interview einen Einblick, worum es in Stadionrebellen – Eine Geschichte der italienischen Ultrabewegung geht. Dem Autor ist es in seinem Buch gelungen, einen tiefen Einblick in die italienische Fanseele zu geben. Zeitlich führt es den Leser in die Zeit zurück, als die Ultrabewegung ihren Anfang nahm. Damals, im November 1968, war es die Fossa dei Leoni vom AC Milan, die im Stadio San Siro ihr erstes selbstgemaltes Banner auf hing. Was damals natürlich noch klar war, wohin der Weg führen würde. Dies kann nun nachgelesen werden und dem Leser wird die Chance geboten, den Weg dieser Fanbewegung nachzufolgen.


Das Stadio Renato Curi in Perugia vor einem Abendspiel.


Wie das Buch auch Lesemuffel begeistert, konnte Autor Pierluigi Spagnolo in einem Interview mit Erlebnis Fußball gut erklären: „Was ich immer im Hertz tragen werde, sind die Nachrichten der Capos der 80er Jahre, die mir von Mailand bis Genua Komplimente für mein Werk geschickt haben. Und die Nachrichten von 14- bis 16-jährigen Jungs und Mädchen, die mir Dinge schreiben wie ‚Ich war noch nie in einem Buchladen, um mir freiwillig ein Buch zu kaufen.‘ Wenn ich irgendeinen Jugendlichen an Literatur und das Wissen um die Geschichte der italienischen Ultras herangeführt habe, nun, dann bin ich wirklich glücklich.“ Mehr braucht wohl auch nicht mehr über dieses Buch geschrieben werden. Stattdessen sollte ein jeder die stadionfreie Zeit nutzen, um sich mit dessen Inhalt auseinanderzusetzen.